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Der Konjunktiv I Gegenwart

Der Konjunktiv I für die Gegenwart wird mit dem Präsensstamm und der Konjunktivendung gebildet.

Beispiel: Konjunktiv I Gegenwart – machen
Person – Präsensstamm – Konjunktivendung
ich – mach- – -e
Konjunktiv I: ich mache

Dabei ergibt sich bei allen Verben teilweise eine Identität von Indikativ Präsens und Konjunktiv I. Die 1. Person Singular und die 1. und 3. Person Plural des Konjunktivs I entsprechen der Form des Indikativ Präsens.

Beispiel: machen
Indikativ Präsens – Konjunktiv I
ich mache – ich mache (=Indikativ Präsens)
du machst – du machest
er, sie, es macht – er, sie, es mache
wir machen – wir machen (=Indikativ Präsens)
ihr macht – ihr machet
sie machen – sie machen (=Indikativ Präsens)

Das einzige unregelmäßige Verb im Konjunktiv I für die Gegenwart ist sein.

Beispiel: sein
Indikativ – Konjunktiv I
ich bin – ich sei
du bist – du seiest
er, sie, es ist – er, sie, es sei
wir sind – wir seien
ihr seid – ihr seiet
sie sind – sie seien

Der Konjunktiv I Vergangenheit

Der Konjunktiv I für die Vergangenheit wird mit dem Konjunktiv I von sein oder haben und dem Partizip II gebildet.

Beispiel: machen (Hilfsverb haben)
Person – Hilfsverb haben – Partizip II
ich – habe – gemacht
Konjunktiv I: ich habe gemacht

Beispiel: fahren (Hilfsverb sein)
Person – Hilfsverb sein – Partizip II
ich – sei – gefahren
Konjunktiv I: ich sei gefahren

Dabei ergibt sich bei den Verben, die das Perfekt mit haben bilden, teilweise eine Identität von Indikativ Perfekt und Konjunktiv 1. Die 1. Person Singular und die 1. und 3. Person Plural des Konjunktivs I Vergangenheit entsprechen der Form des Indikativ Perfekt.

Beispiel: machen (Perfekt mit haben)
Indikativ Perfekt – Konjunktiv I
ich habe gemacht – ich habe gemacht (=Indikativ Perfekt)
du hast gemacht – du habest gemacht
er, sie, es hat gemacht – er, sie, es habe gemacht
wir haben gemacht – wir haben gemacht (=Indikativ Perfekt)
ihr habt gemacht – ihr habet gemacht
sie haben gemacht – sie haben gemacht(=Indikativ Perfekt)

Verben, die das Perfekt mit sein bilden, unterscheiden sich im Konjunktiv I immer vom Indikativ Perfekt.

Beispiel: kommen (Perfekt mit sein)
Indikativ Perfekt – Konjunktiv I
ich bin gekommen – ich sei gekommen
du bist gekommen – du sei(e)st gekommen
er, sie, es ist gekommen – er, sie, es sei gekommen
wir sind gekommen – wir seien gekommen
ihr seid gekommen – ihr sei(e)t gekommen
sie sind gekommen – sie seien gekommen

Der Konjunktiv I Zukunft

Der Konjunktiv I für die Zukunft wird mit dem Konjunktiv I von werden und dem Infinitiv gebildet. Dabei ergibt sich bei allen Verben teilweise eine Identität von Futur I und Konjunktiv 1. Die 1. Person Singular und die 1. und 3. Person Plural des Konjunktivs I Zukunft entsprechen der Form des Indikativ Futur I.

Beispiel: machen
Indikativ Futur 1 – Konjunktiv I Zukunft
ich werde machen – ich werde machen (=Indikativ Futur I)
du wirst machen – du werdest machen
er, sie, es wird machen – er, sie, es werde machen
wir werden machen – wir werden machen(=Indikativ Futur I)
ihr werdet machen – ihr werdet machen
sie werden machen – sie werden machen (=Indikativ Futur I)

Die indirekte Rede Einführung

Am häufigsten wird der Konjunktiv I in der indirekten Rede verwendet. Indirekte Rede bedeutet, dass eine Aussage (direkte Rede) durch eine andere Person wiedergegeben wird.

Beispiel:
Direkte Rede – Thomas sagt: „Ich habe Hunger.“
Indirekte Rede – Anna sagt: „Thomas sagt, er habe Hunger.“

Die Wiedergabe von indirekten Aussagesätzen ist mit einem Hauptsatz oder mit einem Nebensatz mit dass möglich.

Beispiel:
Hauptsatz – Thomas sagt, er habe Hunger.
Nebensatz – Thomas sagt, dass er Hunger habe.

In der Praxis wird in der indirekten Rede auch oft der Indikativ verwendet.

Beispiel:
Konjunktiv I – Thomas sagt, er habe Hunger./Thomas sagt, dass er Hunger habe.
Indikativ – Thomas sagt, er hat Hunger./Thomas sagt, dass er Hunger hat.

Satzarten

Die indirekte Rede kann in Aussagesätzen, Fragsätzen oder Aufforderungssätzen verwendet werden.

Beispiele:
Satzart – Direkte Rede – Indirekte Rede
Aussagesatz – Thomas sagt: „Ich habe Hunger.“ – Thomas sagt, er habe Hunger.
W-Frage – Maria fragt: „Wohin fährt Thomas?“ – Maria fragt, wohin Thomas fahre.
Ja/Nein- Frage – Maria fragt: „Hat Thomas Urlaub?“ – Maria fragt, ob Thomas Urlaub habe.
Aufforderungssatz – Thomas sagt zu Maria: „Mach bitte die Tür zu.“ – Thomas sagt zu Maria, sie solle die Tür zumachen. (auch: Thomas sagt zu Maria, sie möge die Tür zumachen.)

Die Umformung von direkter in indirekte Rede

Verb und Pronomen

Bei der Umformung von direkter Rede in die indirekte Rede wird das Verb vom Indikativ in den Konjunktiv I und die Pronomen von der ersten in die dritte Person gesetzt.

Beispiel: Verb und Personalpronomen
direkte Rede: Thomas: „Ich bin neu in der Stadt.“
indirekte Rede: Thomas sagt, er sei neu in der Stadt.

Beispiel: Possessivpronomen
direkte Rede: Thomas: „Meine Frau ist hier geboren.“
indirekte Rede: Thomas sagt, seine Frau sei hier geboren.

Beispiel: Reflexivpronomen
direkte Rede: Thomas: „Ich kenne mich in der Stadt noch nicht gut aus.“
indirekte Rede: Thomas sagt, er kenne sich in der Stadt noch nicht gut aus.

Das gilt für alle Kasus:

Beispiel: Nominativ (Personalpronomen)
direkte Rede: Thomas: „Ich bin neu in der Stadt.“
indirekte Rede: Thomas sagt, er sei neu in der Stadt.

Beispiel: Akkusativ (Personalpronomen)
direkte Rede: Thomas: „Meine Frau kritisiert mich manchmal.“
indirekte Rede: Thomas sagt, seine Frau kritisiere ihn manchmal.

Beispiel: Dativ (Personalpronomen)
direkte Rede: „Meine Frau schimpft manchmal mit mir.“
indirekte Rede: Thomas sagt, seine Frau schimpfe manchmal mit ihm.

Tempus

Alle Vergangenheitsformen des Indikativs (Perfekt, Präteritum, Plusquamperfekt) werden in Konjunktiv I Vergangenheit umgewandelt.

Beispiel: Perfekt
direkte Rede: Thomas: „Ich bin vor zwei Monaten hierher gekommen.“
indirekte Rede: Thomas sagt, er sei vor zwei Monaten hierher gekommen.

Beispiel: Präteritum
direkte Rede: Thomas: „Bis dahin lebte ich in Norddeutschland.“
indirekte Rede: Thomas sagt, er habe bis dahin in Norddeutschland gewohnt.

Beispiel: Plusquamperfekt
direkte Rede: Thomas: „Als kleines Kind war ich mit meinen Eltern in den USA gewesen.“
indirekte Rede: Thomas sagt, er sei er mit seinen Eltern in den USA gewesen.

Präsens, Futur I und Futur II Indikativ werden in die entsprechenden Konjunktiv-I-Formen umgewandelt.

Beispiel: Präsens
direkte Rede: Thomas: „Ich komme aus Norddeutschland.“
indirekte Rede: Thomas sagt, er komme aus Norddeutschland.

Beispiel: Futur I
direkte Rede: Thomas: „Meine Frau wird ab Januar mit dem Baby zu Hause bleiben.“
indirekte Rede: Thomas sagt, seine Frau werde ab Januar mit dem Baby zu Hause bleiben.

Beispiel: Futur II
direkte Rede: Thomas: „Meine Promotion wird in zwei Jahren abgeschlossen sein.“
indirekte Rede: Thomas sagt, seine Promotion werde in zwei Jahren abgeschlossen sein.

Das Verb möchten in der indirekten Rede

Aus dem Modalverb möchten wird in der indirekten Rede wollen.

Beispiel: möchten – wollen
direkte Rede: Thomas: „Ich möchte nur zwei Jahre hier bleiben“
indirekte Rede: Thomas sagt, er wolle nur zwei Jahre hier bleiben.

Konjunktiv II

Wenn in der direkten Rede bereits ein irrealer Konjunktiv II steht, wird dieser nicht umgewandelt.

Beispiel:
direkte Rede: Thomas: „Ich würde gern ins Ausland gehen.“
indirekte Rede: Thomas sagt, er würde gern ins Ausland gehen.

Zeitangaben

Zeit- und Ortsangaben müssen bei Bedarf umgewandelt werden. Bei Zeitangaben kann dann zusätzlich ein Wechsel des Tempus nötig sein. Keine Umwandlung der Zeitangabe ist nötig, wenn die Aussage am selben Tag wiedergegeben wird. Wenn die Aussage aber zu einer späteren Zeit wiedergegeben wird, muss man die Zeitangabe und das Tempus ändern.

Beispiel: Zeit (Wiedergabe am selben Tag)
direkte Rede: Thomas: „Ich bin heute in Stuttgart.“
indirekte Rede: Thomas sagt, er sei heute in Stuttgart.“.
(= keine Umwandlung)

Beispiel: Zeit (Wiedergabe am nächsten Tag)
direkte Rede: Thomas: „Ich bin heute in Stuttgart.“
indirekte Rede: Thomas sagte, er sei gestern in Stuttgart gewesen.“
(=Umwandlung)

Die indirekte Rede Ersetzungsregel

Die Ersetzungsregel besagt, dass die Konjunktiv-I-Formen, die mit Formen des Indikativs Präsens identisch sind, durch die Konjunktiv-II-Form ersetzt werden. Wenn die Konjunktiv-II-Form mit dem Präeteritum identisch ist, wird diese durch die Konjunktiv-II-Form mit würde ersetzt.

Beispiel: fragen
Präsens: ich frage
Konjunktiv 1: ichfrage (=Präsens)
Präteritum: ich fragte
Konjunktiv 2; ich fragte (=Präteritum)
Konjunktiv 2 mit würde: ich würde fragen

Beispiele: fahren
Präsens: ich fahre
Konjunktiv 1: ich fahre (=Präsens)
Präteritum: ich fuhr
Konjunktiv 2: ich führe
Konjunktiv 2 würde: ich würde fahren

Wenn die Konjunktiv-I-Form mit dem Präsens Indikativ nicht identisch ist, findet keine Ersetzung statt.

Beispiel: fragen
Präsens: er fragt
Konjunktiv 1: er frage

Beispiele: fahren
Präsens: ich fahre
Konjunktiv 1: er fahre

Die Konjunktiv-Form mit würde gilt bei Modalverben als umständlich und es wird empfohlen, diese Formen zu vermeiden, auch wenn Konjunktiv II und Präteritum identisch sind.

Beispiel: wollen
Präsens: wir wollen
Konjunktiv 1: wir wollen (=Präsens)
Präteritum: wir wollten
Konjunktiv 2; wir wollten (=Präteritum)
Konjunktiv 2 mit würde: (wir würden wollen)

In der gesprochenen Sprache spielt diese Ersetzungsregel keine Rolle. Auch in den Medien findet sie immer weniger Anwendung. Heute kann man beim Gebrauch der Formen in der indirekten Rede oft keine Systematik mehr erkennen, so dass man alle möglichen Konjunktiv- und Indikativformen findet. Trotzdem wird die Anwendung dieser Regel in manchen Sprachprüfungen noch verlangt.

Der Gebrauch des Konjunktiv I: Weitere Anwendungen

Vermutung, Wunsch, Forderung

In Sätzen, die eine Vermutung, eine Forderung oder einen Wunsch ausdrücken, kann zur Betonung der „Noch-Nicht-Realität“ der Aussage der Konjunktiv I benutzt werden. In der Alltagssprache wird meist der Indikativ verwendet.

Beispiel: Vermutung
mit Konjunktiv I: Er vermutet, dass sie verheiratet sei.
ohne Konjunktiv I: Er vermutet, dass sie verheiratet ist.

Beispiel: Forderung
mit Konjunktiv I: Er verlangte, dass sie ihn heirate.
ohne Konjunktiv I: Er verlangte, dass sie ihn heiratet.

Beispiel: Wunsch
mit Konjunktiv I: Er wünschte sich, dass sie ihn heirate.
ohne KOnjunktiv I: Er wünschte sich, dass sie ihn heiratet.

Alte Kochrezepte

Den Konjunktiv I findet man auch in alten Kochrezepten. Heute wird er aber meist durch andere Formen wie z.B. die formelle Variante des Imperativs oder durch den Infinitiv ersetzt.

Beispiel:
Konjunktiv I: Man wasche die Kartoffeln und gebe sie in kaltes Wasser.
Imperativ: Waschen Sie die Kartoffeln und geben Sie sie in kaltes Wasser.
Infinitiv: Die Kartoffeln waschen und in kaltes Wasser geben

Übersicht: alle Formen Konjunktiv I Aktiv

Übersicht: alle Formen Konjunktiv I Aktiv – regelmäßige Verben

Konjunktiv I Gegenwart

Beispiel: machen
ich mache
du machest
er mache
wir machen
ihr machet
sie machen

Konjunktiv I Vergangenheit

Beispiel: machen
ich habe gemacht
du habest gemacht
er habe gemacht
wir haben gemacht
ihr habet gemacht
sie haben gemacht

Konjunktiv I Futur I

Beispiel: machen
ich werde machen
du werdest machen
er werde machen
wir werden machen
ihr werdet machen
sie werden machen

Konjunktiv I Futur II

Beispiel: machen
ich werde gemacht haben
du werdest gemacht haben
er werde gemacht haben
wir werden gemacht haben
ihr werdet gemacht haben
sie werden gemacht haben

Übersicht: alle Formen Konjunktiv I Aktiv – unregelmäßige Verben



Konjunktiv I Gegenwart

Beispiel: fahren
ich fahre
du fahrest
er fahre
wir fahren
ihr fahret
sie fahren

Konjunktiv I Vergangenheit

Beispiel: fahren
ich sei gefahren
du seiest gefahren
er sei gefahren
wir seien gefahren
ihr seiet gefahren
sie seien gefahren

Konjunktiv I Futur I

Beispiel: fahren
ich werde fahren
du werdest fahren
er werde fahren
wir werden fahren
ihr werdet fahren
sie werden fahren

Konjunktiv I Futur II

Beispiel: fahren
ich werde gefahren sein
du werdest gefahren sein
er werde gefahren sein
wir werden gefahren sein
ihr werdet gefahren sein
sie werden gefahren sein

Übersicht: alle Formen Konjunktiv I Aktiv – gemischte Verben

Konjunktiv I Gegenwart

Beispiel: bringen
ich bringe
du bringest
er bringe
wir bringen
ihr bringet
sie bringen

Konjunktiv I Vergangenheit

Beispiel: bringen
ich habe gebracht
du habest gebracht
er habe gebracht
wir haben gebracht
ihr habet gebracht
sie haben gebracht

Konjunktiv I Futur I

Beispiel: bringen
ich werde bringen
du werdest bringen
er werde bringen
wir werden bringen
ihr werdet bringen
sie werden bringen

Konjunktiv I Futur II

Beispiel: bringen
ich werde gebracht haben
du werdest gebracht haben
er werde gebracht haben
wir werden gebracht haben
ihr werdet gebracht haben
sie werden gebracht haben

Der Konjunktiv 1