Traditionelle und alternative Unterrichtsmethoden
Der Begriff der „Methodik“
Griech.: methodos ; Latein.: methodus
„Zugang / Weg, der zu einem bestimmten Ziel führt“
Lehr- und Lernverfahren (Wie soll gelehrt werden?)
Zusammenfassung von Ansätze, Verfahren und
wiederholbare Handlungsmuster
-> Leitung des unterrichtspraktischen Handelns des
Lehrers
Ziel: Inhalte dauerhaft und anwendungsbereit zu vermitteln
Lehrmethode umfasst:
– Unterrichtliche Steuerungsprozesse
– Anweisungen zur Unterrichtsplanung
– Entwicklung von Lehrmaterial
Unterscheidung in:
– Approach = theoretische Grundlagen
– Method = Unterrichtsprinzipien und -strategien
– Technique = spezifische Aktivitäten und
Verfahren in der Unterrichtspraxis
Schwierigkeiten bei Begriffsdefinition
– Überbetonung einzelner Aspekte -> Generalisierung
und Simplifizierung von methodischen Prinzipien
– Methodische Konzepte werden überschätzt
Lehrmethoden des neusprachlichen
Unterrichts
Grammatik-Übersetzungs-Methode
Reformmethode
Audiolinguale Methode
Vermittelnde Methode
Audiovisuelle Methode
Kommunikative Didaktik
Interkulturelle Didaktik
(Aufzählung nach ihrer historischen Entwicklung)
Es ist zu beachten, dass:
- Es sich nicht um klar abgrenzbare Epochen
handelt - Häufig mehrere Unterrichtskonzeptionen
nebeneinander bestehen - Die Methoden von allen Lehrenden anders
umgesetzt werden
Grammatik-Übersetzungs-Methode
Kenntnisse der Wörter (Bausteine)
Kenntnisse der Grammatikregeln (Baugesetz)
Sprachwissen ist wichtiger als Sprachkönnen
-> Lernende soll Texte und Sätze verstehen
und selber konstruieren
Nachweis für Beherrschung der Sprache =
Übersetzung
Lesen literarischer Texte
-> Auseinandersetzung mit Bildungsgütern
der fremden Kultur
Zielsprache wird mit Hilfe der Kategorien der
lateinischen Schulgrammatik dargestellt
Reformmethode / Direkte Methode
2. Hälfte des 19. Jh; neue Sprachen werden fester
Bestandteil der höheren Bildung
Versuch sich von der Lehrmethode der Alten
Sprachen zu lösen
Vielzahl von Konzeptionen
Gemeinsamkeiten der Ansätze:
– Aspekte der gesprochenen Sprache rücken in
den Vordergrund
– Kein Umweg über die Muttersprache
Vietor (1882): „Der Sprachunterricht muss
umkehren“
„natürlicher Spracherwerb“ hat Vorrang vor
Grammatikvermittlung und Übersetzung
Prinzipien des Neuansatzes:
– Vorrang des Sprachkönnens vor dem
Sprachwissen
– Vorrang des Mündlichen
– Orientierung am alltäglichen Gebrauch
– Einsprachigkeit des Unterrichts
Die Audiolinguale Methode
30er bis 50er Jahre: neue Lehrmethode
Grundlage ist die Analyse der gesprochenen
Sprache (strukturalistische Sprachanalyse)
Ziel: Entwicklung der Sprechfähigkeit
durch Nachahmung und Einüben von
Satzmustern
Methodische Prinzipien:
– Vorrang des Mündlichen vor dem Schriftlichen
– Einüben von Sprachmustern durch Imitation
und Wiederholung
– Einsprachigkeit des Unterrichts
– Orientierung an Alltagssituationen
– Didaktische Folge der Fertigkeiten:
Hören – Sprechen – Lesen – Schreiben
Vermittelnde Methode
50er Jahre in der BRD für das Gymnasium entwickelt
Ziel: Sprachgefühl entwickeln
Traditionelle Zielsetzung wird mit modernen
Unterrichtsverfahren verbunden
Inhaltliche Orientierung an höherer Bildung
Aktivierung des Schülers
Einprägung neuer Wörter im Sinnzusammenhang
Einsprachigkeit des Unterrichts; außer:
– bei Klärung grammatischer Fragen
– bei Klärung semantischer Fragen
– Abstrakter Gedankengänge
– Erörterung künstlerischer und stilistischer
Fragen
Induktives Vorgehen (von Beispiel zur Regel)
Vermittlung von Grammatikstoff in zyklischer
Progression
Maßvolle Übersetzungsübungen
Audiovisuelle Methode
Weiterentwicklung der Audiolingualen Methode
60er Jahre in Frankreich entwickelt
Betonung des visuellen Elements (Prinzip der
Anschaulichkeit) in der Aufnahme und Einübung
von Bedeutungen und Strukturen
-> v.a. in der Anfangsphase des Sprachenlernens
visuelle Medien:
Dia, Filmstreifen, Folien für Overheadprojektor
=> werden zum integrativen Bestandteil des
Lehrprogramms
Hinzukommt die Weiterentwicklung auditiver
Medien (Tonband, Kassette, Sprachlabor) ->
Parallelverlauf
Akzentuierung der authentischen Sprechsituation;
Dialog
Ausschluss der Muttersprache
Keine kognitiven Elemente (z.B. isolierte
Grammatikerläuterungen
Strenge Phaseneinteilung des Unterrichts
Kritik
Ausschluss des kognitiven und kreativen
Potenzials des Schülers
Schüler verhält sich rezeptiv und
reproduktiv
Lehrerrolle = Medientechniker
Kommunikative Didaktik
Interkulturelles, lernerorientiertes Konzept der
90er Jahre
Wendet sich dem Lerner und dem Lernprozess zu
Bemüht sich das starre Konzept der audiolingualen Methode zu öffnen
Fremdsprachenlernen = kognitiver und
kommunikativer Prozess
Rückbezug auf Muttersprache
Allgemeine Prinzipien:
– Lehrer als Helfer im Lernprozess
– Aktivierung der Lernenden
– Aufgabenstellungen verlangen Kooperation
– Begrüßung alternativer Sozialformen zum
Frontalunterricht
– Offene und flexible Gestaltung des
Lernmaterials
Interkulturelle Didaktik
Ziele:
– Auf interkulturelle Kontakte vorbereiten
– Verhinderung von Kulturschock
– Verhinderung von Missverständnissen
– Verhinderung von Vorurteilsbildung
Neue Kompetenzen:
– Empathie
– Toleranz gegenüber kultureller
Vielfältigkeit
Fazit
Entwicklung zeigt, dass es keine einheitliche und
universelle Methode für alle Lernenden gibt
Es gibt keine „beste Methode“
Ist von mehreren Faktoren abhängig (Lehrer,
Gruppe, …)
Entwicklung der Methoden ist auch von der
Gesellschaft abhängig (Auswirkungen der neuen
Informations- und Kommunikationstechniken,
Notwendigkeit von Fremdsprachen
Alternative Methoden
Abgrenzung von herkömmlichen
Lernablaufkonzepten
Im Mittelpunkt der methodischen
Überlegungen stehen der ganze Mensch, die
Humanisierung des Unterrichts, die Gestaltung
der Unterrichtsatmosphäre
Alternative Methoden
Suggestopädische Ansätze
Verstehensansätze
Therapeutische Ansätze
Nativistische Ansätze
Kommunikative Ansätze
Therapeutische Ansätze
Unterricht bildet die Beziehung zwischen
Therapeut und Patient
Realitätsbezüge werden nur ausschnittshaft
dargestellt
Interesse gilt einem kleinen, harmonischen,
von der Außenwelt abgeschirmten, Raum
Forderung hinsichtlich der Kontext-gestaltung:
– helle, freundliche Räume
– Angst- und stressfreie, möglichst private
Atmosphäre
Unterricht soll Harmonie, das Privatleben und das
Verständnis etablieren und aufrechterhalten
Anlage des Unterrichtsablauf und die
Strukturierung des Lernwegs ist vorkonzipiert
Sprachunterricht soll fernab der konfliktvollen
Realität stattfinden
Silent way
Phonetik hat im Anfangsunterricht Priorität
Behandlung Sprachformaler Aspekte steht im
Vordergrund
Sprache ist in kleinste Teile zerlegt
Rolle der Lehrperson: Handlungsanweisungen
sind vorgegeben
Community language learning
Sprache wird interaktionell definiert, als Mittel zur
Etablierung und Aufrechterhaltung persönlicher
und sozialer Beziehungen
Übungsschwerpunkt = Substitutionsverfahren
Keine Miteinbeziehung von landeskundlichenoder interkulturellen Aspekten
Ziel: Kinder aus ihrer Abhängigkeit in die
Unabhängigkeit der Erwachsenen zu führen
Linguistische Psychodramaturgie
Sprache ist kein im linguistischen Sinne zu
definierender Gegenstand
Sprachstruktur und Sprachverwendung werden als
Einheit gesehen, die für das Individuum funktional
auf folgenden Ebenen funktional sind:
– Symbolische Ebene
– Expressive Ebene
– Kommunikative Ebene
– Strukturierende Ebene
„Sprache der Gefühle“ = Grundsprache jeder
Kommunikation
Inhalte beziehen sich auf die sprachliche
Realisierung von Gefühlen der einzelnen
Lernenden und der Lernergruppe
Kritik: nimmt nicht Bezug auf
fachwissenschaftlichen Kontext
Suggestopädische Ansätze
Suggestopädie
Superlearning
ACT – Ansatz
Suggestive Accelerative Learning and
Teaching
Psychopädie
Suggestopädische Ansätze
Kenntnisse der Regeln einer Sprache führen
zur Sprachbeherrschung
Übersetzung und Grammatik besitzen einen
hohen Stellenwert
Textmaterial handelt von Alltagssituationen
Biologische und physiologische Entspannung
als Voraussetzung für das Lernen
Sprachunterricht soll sich außerhalb der
konfliktvollen Realität abspielen
Keine Einbindung in politischen,
gesellschaftlichen oder kulturellen Kontext
Verstehensansätze
Sprache wird als Komplex systematisch
aufeinander bezogenen Einzelelementen
gesehen
Kenntnis der Einzelelemente und ihre Relation
führt zur Sprachbeherrschung
Äußerungen = Sprechakte; sie stehen immer in
einem Kontext (Aktionskontext, Bildkontext,
Situationskontext)
Sind auf veranschaulichbares und körperlich
umsetzbare Sprachmaterial angewiesen
Lehrer gibt nur Handlungsanweisungen
=> Man lernt so, wie man sich in bestimmten
Situationen verhalten soll, aber man kann
das Gelernte nicht auf andere Situationen
übertragen
Fazit
Der Lehrende bestimmt; Lernende wird nicht
als methodisch Handelnder verstanden
Kreative Mitbestimmung der Lernenden ist
nicht vorgesehen
Beeinflussen dennoch die Diskussion über die
optimale Gestaltung von Sprachunterricht
