Die Nomen sind im Deutschen durch drei grammatische Kategorien charakterisiert:
| Genus | männlich, weiblich, sächlich |
| Numerus | Singular, Plural |
| Kasus | Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv |
Die verschiedenen Kategorien sind nicht in gleicher Weise mit einem Nomen verbunden:
Das Genus (Geschlecht) ist fest mit einem Nomen verbunden. Es ist ein fester Bestandteil des Nomens. Im Gegensatz dazu sind der Numerus und der Kasus eines Nomens veränderlich. Die verschiedenen Wortformen eines Nomens drücken die verschieden Kombinationen von Numerus und Kasus aus. Das Genus gehört zum „ganzen“ Nomen, das normalerweise durch seine Grundform (Zitierform) dargestellt wird:
| Haus, sächlich | ||
| Haus | Nominativ Singular | |
| Haus | Akkusativ Singular | |
| Haus(e) | Dativ Singular | |
| Hauses | Genitiv Singular | |
| Häuser | Nominativ Plural | |
| Häuser | Akkusativ Plural | |
| Häusern | Dativ Plural | |
| Häuser | Genitiv Plural | |
Das Geschlecht (Das Genus)
Das Genus – auch grammatisches Geschlecht genannt – ist fest mit einem Nomen verbunden. Ein Nomen hat immer das gleiche Genus. Dies im Gegensatz zu Numerus und Kasus, die veränderlich sind und in der Flexion durch verschiedene Wortformen ausgedrückt werden können.
Die drei Genera (Genera = Plural von Genus)
Das grammatische Genus (Geschlecht) spielt in der Formenlehre und im Satzbau des Deutschen eine viel wichtigere Rolle als das natürliche Geschlecht. Die Übereinstimmung (Kongruenz) mit anderen Elementen erfolgt immer aufgrund des grammatischen Genus.
Das grammatische Genus hat nur bedingt etwas mit dem natürlichen Geschlecht zu tun:
- Das natürliche Geschlecht von Personen- und Tierbezeichnungen stimmt häufig – aber nicht immer – mit dem grammatischen Genus überein
- Alle anderen Nomen haben in der Regel kein natürliches Geschlecht.
Aus diesem Grund ist es sehr oft nicht möglich, das Genus eines Nomens vorherzusagen.
Das Genus eines Nomens muss explizit angegeben und zusammen mit ihm gelernt werden.
Dabei repräsentiert normalerweise der bestimmet Artikel das Genus:
| männlich: | der Tisch |
| weiblich: | die Lampe |
| sächlich: | das Bett |
Nur in einigen Fällen lässt sich das Genus aus der Bedeutung oder aus der Form herleiten:
Im Allgemeinen lässt sich das Genus eines Nomens nicht aus seiner Bedeutung herleiten. Es gibt aber einige wenige Bedeutungsgruppen, die (bis auf wenige Ausnahmen) aus Nomen mit dem gleichen Genus bestehen.
| Männlich |
| Bezeichnungen für Jahreszeiten, Monate und Wochentage |
| der Sommer, der Herbst; der Januar, der März: der Montag, der Mittwoch |
| Bezeichnungen für Himmelsrichtungen, Niederschläge, Winde |
| der Osten, der Süden; der Regen, der Schnee, der Hagel, der Nebel; der Föhn, der Passat, der Mistral; aber: die Tramontana, die Bise |
| Namen von Mineralien und Gesteinen |
| der Granit, der Basalt, der Schiefer, der Quarz, der Gneis |
| Automarken |
| der Mercedes, der BMW, der Renault, der Saab, der Toyota, der Lada |
| Weiblich |
| Viele Baum- und Blumenbezeichnungen |
| die Ulme, die Eiche, die Esche, die Tanne, die Palme; aber: der Ahorn, der Baobab Nicht: Zusammensetzungen mit Baum wie der Apfelbaum, der Affenbrotbaumdie Rose, die Tulpe, die Orchidee, die Geranie, die Nelke, die Lilie |
| Substantivierte Zahlen |
| die Eins, die Zwei, die Drei, die Sechzehn |
| Namen von Schiffen und Flugzeugen |
| die Titanic, die Achille Lauro, die Hindenburg, die Boeing 707, die DC10; aber: der Airbus |
| Sächlich |
| Namen der meisten chemischen Elemente |
| das Gold, das Kupfer, das Aluminium, das Eisen, das Neon, das Chlor |
| Namen von physikalischen Einheiten, Noten und Buchstaben |
| das Ohm, das Kilowatt, das Fis, das Ges, das C, das Z |
| Geographische Namen, die ohne Artikel stehen |
| (das französischsprachige) Belgien, (das mittelalterliche) Europa, (das moderne) Zürich, (das historische) Rom, (das geheimnisvolle) Bali, (das menschenleere) Alaska(vgl. Artikel bei Eigennamen) |
| männlich | ||
| -ich | Teppich, Kranich, Lattich | |
| -ig | König, Zeisig, Honig | |
| -ling | Lehrling, Schmetterling, Zwilling | |
| Fremdwörter | ||
| -and | Doktorand, Konfirmand, Multiplikand | |
| -ant | Emigrant, Repräsentant, Fabrikant | |
| -är | Legionär, Millionär, Divisionär (nur bei Personenbezeichnungen) | |
| -ast | Gymnasiast, Phantast | |
| -eur/ör | Hypnotiseur, Kontrolleur, Friseur/Frisör | |
| -end | Promovend, Subtrahend | |
| -ent | Dirigent, Absolvent, Konkurrent | |
| -ier | Bankier, Routinier; Offizier, Kavalier (nur bei Personenbezeichnungen) | |
| -iker | Informatiker, Mechaniker, Alkoholiker | |
| -ismus | Impressionismus, Realismus, Anglizismus | |
| -ist | Artist, Jurist, Idealist | |
| -or | Direktor, Motor, Katalysator | |
| weiblich | ||
| -ei | Brauerei, Rüpelei, Bücherei | |
| -in | Bärin, Fußballerin, Artistin (wenn Plural auf -innen) | |
| -heit | Schönheit, Berühmtheit, Menschheit | |
| -keit | Ehrlichkeit, Eitelkeit, Hilflosigkeit, Genauigkeit | |
| -schaft | Nachbarschaft, Kundschaft, Freundschaft | |
| -ung | Strahlung, Bewunderung, Stallung | |
| Fremdwörter | ||
| -age | Garage, Blamage, Passage | |
| -anz | Distanz, Eleganz, Repräsentanz | |
| -ette | Toilette, Operette, Statuette | |
| -euse | Souffleuse, Masseuse, Fritteuse | |
| -ie | Materie, Folie; Kolonie, Geographie | |
| -enz | Intelligenz, Konferenz, Adoleszenz | |
| -ik | Methodik, Technik, Politik | |
| -ion | Argumentation, Munition, Inspektion, DimensionNicht: der Lampion, der Skorpion, das Stadion, der Spion | |
| -ität | Universität, Banalität, Antiquität | |
| -itis | Bronchitis, Gastritis, Enzephalitis | |
| -ose | Neurose, Tuberkulose, Asbestose | |
| -ur | Natur, Glasur, Frisur, AdvokaturNicht: das Abitur, das Futur, der Purpur | |
| -üre | Lektüre, Konfitüre, Broschüre | |
| sächlich | ||
| -chen | Diminutive: Häuschen, Tierchen, Schiffchen | |
| -lein | Diminutive: Häuslein, Fräulein, Schifflein | |
| -tum | Eigentum, Heiligtum, Mönchstum, FürstentumNicht: der Irrtum, der Reichtum | |
| Fremdwörter | ||
| -ett | Kabinett, Ballett, Oktett | |
| -ma | Drama, Plasma, KlimaNicht: die Firma | |
| -um | Museum, Zentrum, Neutrum | |
| -ment | Appartement, Experiment, DokumentNicht: der/das Zement | |
Bei zusammengesetzten Nomen (Komposita) und mit einem Präfix gebildeten Nomen lässt sich das Genus insofern vorhersagen, als dass sie das gleiche Genus haben, wie das (letzte) Grundwort:
das Tischbein (das Bein), der Altbau (der Bau), die Waschmaschine (die Maschine), die Mannsperson (die Person), das Frauenzimmer (das Zimmer), das Baskenland (das Land), die Zugspitze (die Spitze);der Urenkel, die Unperson, das Nebengebäude, der Vorarbeiter, die Exfrau, das Übergewicht
Kollektiva (Sammelbezeichnungen) mit Ge- sind sächlich
das Gebirge, das Gehölz; das Gerede, das Geschrei
Substantivische Infinitive sind sächlich
das Essen, das Leben, das Sein, das Rauchen
Doppeltes Genus
Es gibt Nomen, die mit unterschiedlichem Genus verwendet werden, ohne dass sich dabei die Bedeutung ändert. Zum Beispiel:
der/das Barockder/das Biotopder/das Bonbonder/das Dotterder/das Kehrichtder/das Literder/die Abscheuder/die Gischtder/die Salbeider/die Sellerieder/die Quaderdie/das Furoredie/das Soda
Für die Fremdwörter gilt wie für die heimischen Nomen, dass das Genus in der Regel nicht vorhergesagt werden kann.
Es empfiehlt sich, bei Unsicherheit im Wörterbuch nachzuschlagen
. Bei der Zuordnung des Genus zu Fremdwörtern spielen verschiedene Prinzipien eine Rolle:
Nur im Singular verwendete Nomen
Die meisten Nomen können sowohl im Singular als auch im Plural stehen. Einige Nomen stehen aber aufgrund ihrer Bedeutung nur im Singular. Ein solches Nomen wird auch Singularetantum genannt (Plural von Singularetantum = Singulariatantum).
Stoffebezeichnungen
Sammelbezeichnungen (Kollektiva)
Abstrakta
Eigennamen
Maß- und Mengenangaben
Stoffbezeichnungen
Stoffebezeichnungen stehen ausschließlich im Singular, wenn sie allgemein den Stoff, das Material usw. bezeichnen:
die Milch, die Schokolade, das Fleisch, die Baumwolle, das Leder, das Eisen, das Kupfer, das Gold, der Regen, der Schnee.
Plural für Sorten, Arten
Viele Stoffbezeichnungen werden allerdings auch im Plural verwendet. Sie bezeichnen dann verschiedene Arten oder Sorten des Stoffes:
tropische Hölzer, italienische Weine, belgische Biere; Duschgels, Seifen und Handcremes
Solche Pluralformen zur Bezeichnung von Sorten/Arten kommen häufig in Fachsprachen vor:
die Baumwollen, die Tabake, die Stähle, die Zemente, die Regen
Zur Bezeichnung verschiedener Arten und Sorten werden oft auch Zusammensetzungen mit –arten und –sorten verwendet:
die Lederarten, auch die Leder
die Tabaksorten, fachsprachlich auch die Tabake
die Stahlsorten, fachsprachlich auch die Stähle
Plural für Einzelstücke
In einigen Fällen bezeichnet der Plural nicht Stoffarten, sondern die Mehrzahl eines aus dem Material bestehenden Einzelstückes:
Brote (= Brotlaibe), Gläser (= Trinkgläser), Gräser (= Grashalme)
Stoffbezeichnung
und Einzelstück Stoffarten Einzelstücke
Brot Brotsorten Brote
Glas Glassorten Gläser
Gras Gräser Gräser
Selten mit unterschiedlichen Pluralformen:
Tuch Tuche Tücher
Sammelbezeichnungen (Kollektiva)
Sammelbezeichnungen (Kollektiva) bezeichnen mit einem Wort im Singular eine Gruppe von mehreren einheitlichen Dingen, Tieren oder Personen. Sie können nur dann im Plural stehen, wenn mehrere Gruppen gezählt werden können:
die Familien, die Herden, die Flotten, die Gebirge, die Völker, Dutzende
Nicht möglich ist der Plural bei zum Beispiel:
das Publikum, der Adel, das Vieh, das Geflügel, das Wild, das Obst, das Laub, das Gepäck
Die Grenze zwischen „zählbaren“ und „nicht zählbaren“ Sammelbezeichnungen ist nicht immer eindeutig. Deshalb gibt es Kollektiva mit sehr seltenen, nicht von allen akzeptierte Pluralformen:
die Polizeien, die Proletariate, die Schmucke u. a.
Abstrakta
Abstrakta (abstrakte Begriffe) können nicht im Plural stehen, wenn sie einen ungegliederten Allgemeinbegriff bezeichnen:
Kindheit, Jugend, Hass, Neid, Furcht, Fleiß, Kälte, Wärme, Ruhe, Treue, Vertrauen, Bewusstsein, Glück, Pech, Musik, Erziehung, Jurisprudenz, Nähe, das Gute, das Lesen usw.
Abstrakta können im Plural stehen, wenn sie eine abgegrenzte, zählbare Einheit oder Art bezeichnen oder wenn sie konkret für wiederholbare Handlungen, Dinge oder Personen verwendet werden:
die Ängste, die Freiheiten, die Ehren, die Grausamkeiten, die lokalen Schönheiten, seine unglücklichen Lieben, Schuhe in verschiedenen Größen, die Verkehre, die Verbräuche (fachsprachlich für verschiedene Arten des Verkehrs resp. Verbrauchs) usw.
Die Grenze zwischen „zählbaren“ und „nicht zählbaren“ Sammelbezeichnungen ist nicht immer eindeutig. Deshalb gibt es Konkreta mit sehr seltenen, nicht von allen akzeptierte Pluralformen wie zum Beispiel:
die Humore, die Verkehre
Eigennamen
Eigennamen können nicht im Plural stehen, wenn sie ein einzelnes Individuum, eine Lokalität, ein Werk usw. bezeichnen:
Friedrich Schiller, Bruno, Berlin, Österreich, der Rhein, das Matterhorn, das Bellevue, der „Wildschütz“
Plural von Personennamen
Personennamen können ausnahmsweise im Plural stehen, wenn mehrere Personen mit dem gleichen Namen bezeichnet werden sollen. Das gilt insbesondere für Familiennamen, wenn sie alle Familienmitglieder bezeichnen:
in der Klasse saßen zwei Brunos, die Müllers hatten Streit mit den Schmids.
Solche Pluralformen kommen verhältnismäßig selten vor. Für die Bildung der Pluralformen von Personennamen siehe Flexion Personennamen.
Plural von Geographische Namen
Der Plural von geographischen Namen ist äußerst selten:
die beiden Amerika (Nord- und Südamerika)
die beiden Deutschland (BRD und DDR)
die beiden Korea (Nord- und Südkorea)
das Königreich beider Sizilien
Nicht zu dieser Gruppe gehören geographische Namen, die nur im Plural verwendet werden:
die Niederlande, die Pyrenäen.
Siehe Nur im Plural verwendete Nomen.
Nur im Plural verwendete Nomen
Die meisten Nomen können sowohl im Singular als auch im Plural stehen. Einige Nomen werden aber nur im Plural verwendet. Ein solches Nomen wird auch Pluraletantum genannt (Plural von Pluraletantum = Pluraliatantum).
Die Pluraliatantum kommen in verschiedenen Bereichen der Sprache vor:
Geographische Namen (hauptsächlich Inselgruppen und Gebirge):
die Philippinen, die Antillen, die Azoren; die Karpaten, die Pyrenäen, die Vogesen; die Niederlande, die USA, die Vereinigten Arabischen Emirate
Bezeichnungen von Personengruppen:
die Eltern, die Geschwister, die Gebrüder, die Leute
Andere Sammelbezeichnungen aller Art
die Kosten, die Spesen, die Betriebsmittel, die Entlassungspapiere, die Spielwaren, die Fäzes, die Fünfzigerjahre, die Atemwege, die Tropen, die Trümmer, die Spaghetti
Krankheiten
die Masern, die Pocken, die Röteln
Sonstige
die Ferien, die Jeans, die Shorts, die O-Beine
Siehe auch Flexion, Nur im Plural verwendete Nomen
Maß- und Mengenangaben
Zu den Maß-, Mengen- und Münzbezeichnungen zählen Wörter wie:
Dutzend, Grad, Zoll, Kilo, Gramm, Pfund, Meter, Zentimeter, Meile, Liter, Deziliter, Ohm; Euro, Cent, Franken, Dollar, Schilling.
Auch andere Wörter können als Mengen- oder Maßangabe verwendet werden. Zum Beispiel:
Glas, Fass, Karton, Kiste, Korb, Sack, Knäuel, Laib, Schritt, Stück, Mann
Maß-, Mengen- und Münzbezeichnungen werden im Plural anders als „gewöhnliche“ Nomen behandelt:
Männliche und sächliche Bezeichnungen
Weibliche Bezeichnungen
Zeitangaben
Männliche und sächliche Maß-, Mengen- und Münzbezeichnungen
Nur Nominativ Singular:
Männliche und sächliche Maß-, Mengen- und Münzbezeichnungen werden im Nominativ Singular gebraucht, wenn sie hinter einer Zahlenangabe stehen:
drei Dutzend Eier
zwei Paar Schuhe
2,5 Kilo Äpfel
10 Fuß dicke Mauern
eine Bildschirmgröße von 17 Inch
fünf Zentimeter
27 Euro
750 Schilling
Singular oder Plural:
Als Mengenangabe verwendete „gewöhnliche“ männliche und sächliche Wörter stehen ebenfalls im Nominativ Singular, wenn sie als reine Maßangabe verstanden werden.
Er trank drei Glas Bier.
Wir bestellen fünf Fass Bier.
eine drei Schritt hohe Mauer.
Wenn der volle Begriff gemeint ist, d.h wenn mehrere einzelne Einheiten bezeichnet werden sollen, kann auch der Plural stehen:
Er trank drei große Gläser Bier.
Es stehen fünf Fässer Bier vor der Tür.
Wir traten drei Schritte zurück.
Die meisten reinen Mengenangaben können ebenfalls im Plural stehen. Sie werden dann als mehrere einzelne Einheiten aufgefasst. Dies geschieht vor allem, wenn sie allein oder nach einem Adjektiv oder Pronomen stehen:
Dutzende Tote durch Hitzewelle
US-Dollars für den Irak
viele Kilos zu schwer auch: viele Kilo zu schwer
einige wenige Cents auch: einige wenige Cent
all meine Euros
Spezialfall: Meter, Liter, Drittel
Bei Mengenagaben, bei denen die Formen des Nominativ Singular und des Nominativ Plural identisch sind, ist nur im Dativ ersichtlich, ob sie im Nominativ Singular oder im Plural stehen:
Nominativ Singular Nominativ Plural Dativ Plural
der Meter die Meter den Metern
der Liter die Liter den Litern
der Zentner die Zentner den Zentnern
der/das Drittel die Drittel den Dritteln
sieben Meter Stoff
drei Liter Wasser
50 Zentner Kartoffeln
zwei Drittel des Gewichts
Im Dativ stehen diese Mengenangaben sowohl mit als auch ohne das Dativ-n:
aus sieben Meter Stoff selten: aus sieben Metern Stoff
mit drei Liter Wasser selten: mit drei Litern Wasser
von 50 Zentner Kartoffeln selten: von 50 Zentnern Kartoffeln
von zwei Drittel des Gewichts auch: von zwei Dritteln des Gewichts
auf hundert Meter Höhe auch: auf hundert Metern Höhe
eine Länge von sieben Kilometer auch: eine Länge von sieben Kilometern
ein Inhalt von drei Liter auch: ein Inhalt von drei Litern
das Gewicht von 50 Zentner auch: das Gewicht von 50 Zentnern
Weibliche Maß-, Mengen- und Münzbezeichnungen
Weibliche Maß-, Mengen- und Münzbezeichnungen stehen in der Regel im Plural, wenn sie mehr als eine Einheit bezeichnen:
ein 8 Tonnen schwerer Lastwagen
eine Distanz von 2 Meilen
Es kostet 25 Kronen.
drei Ellen Seide
sieben Kisten Sekt
Zeitangaben
Zeitangaben stehen immer im Plural, wenn sie mehr als eine Einheit bezeichnen:
dreißig Sekunden
fünf Minuten
eineinhalb Stunden
sieben Tage lang
in zehn Monaten
Sie ist sieben Jahre alt
vor einigen Jahrzehnten
Plural Der Numerus
Der Numerus gibt bei den Nomen an, ob das vom Nomen Bezeichnete einmal oder mehrmals vorhanden ist. Wenn es einmal vorhanden ist, steht es im Singular (Einzahl), wenn es mehrmals vorhanden ist, steht es im Plural (Mehrzahl).
| Die beiden Numeri |
| Ausdruck des Numerus |
| Nomen ohne Singular- oder Pluralformen |
| Nur im Singular verwendete Nomen |
| Nur im Plural verwendete Nomen |
Die beiden Numeri (Numeri = Plural von Numerus)
Das Deutsche kennt zwei Numeri:
| Lateinischer Name | Deutscher Name | bezeichnet |
| Singular | Einzahl | „Einheit“ |
| Plural | Mehrzahl | „Vielheit“ |
Man verwendet den Singular, um die „Einheit“ des vom Nomen Bezeichneten auszudrücken. Etwas kommt nur einmal, als einzelnes Exemplar, als einmalige Handlung usw. vor:
ein Haus
ein Programm
die Filmkamera
die Handlung
Man verwendet den Plural, um die „Vielheit“ des vom Nomen Bezeichneten auszudrücken. Etwas kommt mehrmals, in mehreren Exemplaren, als mehrmalige Handlung usw. vor:
zwei Häuser
viele Filmkameras
mehrere Programme
wiederholte Handlungen.
Ausdruck des Numerus
Der Numerus wird in verschiedener Weise ausgedrückt:
Durch die Wortform (Flexion):
Der Numerus wird in den Wortformen des Nomens mit Hilfe von Endungen (und anderen Mitteln wie Umlaut) angezeigt:
| Singular | Plural |
| Haus | Häuser |
| Filmkamera | Filmkameras |
| Programm | Programme |
| Handlung | Handlungen |
Wie genau der Numerus in den verschiedenen Flexionsklassen der Nomen ausgedrückt wird, ist in der Beschreibung der Flexionsklassen ersichtlich. Siehe Flexionsklassen Nomen.
Durch die das Nomen begleitenden Wörter (Kongruenz):
Die ein Nomen begleitenden Wörter können durch ihre Bedeutung (ein, mehrere, drei) den Numerus ausdrücken. Artikel, Adjektive und Pronomen passen sich auch in ihrer Form dem Numerus des Nomens an.
| Singular | Plural |
| eine Plastiktüte | drei Plastiktüten |
| eine Handlung | mehrere Handlungen |
| der Artikel | die Artikel |
| tolles Programm | tolle Programme |
Die Übereinstimmung zwischen Nomen und sie begleitenden Wörtern wird Kongruenz genannt. Siehe dazu:
Kongruenz Adjektiv–Nomen
Kongruenz Artikel–Nomen
Kongruenz Pronomen–Nomen
Der Fall Der Kasus
Der Kasus dient dazu, die Beziehung des Nomens zu den anderen Elementen im Satz auszudrücken.
Die vier Kasus Die vier Fälle Nach den verschiedenen Formen, die ein Nomen im Satz haben kann, werden im Deutschen vier Kasus (Fälle) unterschieden:
Nach der klassischen Anordnung der Kasus werden auch die folgenden Bezeichnungen verwendet:
1. Fall (Nominativ)
2. Fall (Genitiv)
3. Fall (Dativ)
4. Fall (Akkusativ)
| Lateinischer Name | Deutscher Name |
| Nominativ | Werfall |
| Akkusativ | Wenfall |
| Dativ | Wemfall |
| Genitiv | Wesfall |
Der Kasus ist eine rein grammatikalische Kategorie des Nomens. Mit Hilfe der Kasus wird die Beziehung eines Nomens zu den anderen Elementen im Satz ausgedrückt. So steht zum Beispiel das Subjekt eines Satzes im Nominativ, das Objekt im Akkusativ, Dativ oder Genitiv. Die Beziehung der Satzteile untereinander wird auch durch die Wortstellung und durch besondere Wörter wie Präpositionen angegeben.
In welchem Kasus die Nomen stehen müssen, wird durch die Wörter bestimmt, von denen sie abhängig sind. Verben, gewissen Adjektive und Präpositionen verlangen oft einen bestimmten Kasus. Zum Beispiel:
| Verben (siehe auch Valenz der Verben) | ||
| loben + Akkusativ | den Schüler loben | |
| helfen + Dativ | dem Schüler helfen | |
| sich erbarmen + Genitiv | sich des Schülers erbarmen | |
| Adjektive (siehe auch Valenz der Adjektive) | ||
| wert + Akkusativ | den Aufwand wert sein | |
| böse + Dativ | dem Schüler böse sein | |
| würdig + Genitiv | seines Namens würdig sein | |
| Präpositionen (siehe auch Präposition und Kasus) | ||
| für + Akkusativ | für den Schüler | |
| mit + Dativ | mit dem Schüler | |
| statt + Genitiv | statt des erwarteten Gewinnes | |
Der Kasus eines Nomens wird im Prinzip durch die Endungen der Wortformen gedrückt. Wie der Kasus in den verschiedenen Flexionsklassen der Nomen ausgedrückt wird, ist in den Flexionstabellen zu sehen
| Singular | Plural | |
| Nominativ | Lehrling | Lehrlinge |
| Akkusativ | Lehrling | Lehrlinge |
| Dativ | Lehrling | Lehrlingen |
| Genitiv | Lehrlings | Lehrlinge |
Es ist aber dennoch meistens möglich, den Kasus eines Nomens eindeutig anhand der Satzstellung und der das Nomen begleitenden Wörter zu bestimmen. Artikel, Adjektive und Pronomen passen sich in ihrer Form dem Kasus des Nomens an und zeigen so unter anderem den Kasus an.
| Nominativ | der gute Lehrling | ein guter Lehrling |
| Akkusativ | den guten Lehrling | einen guten Lehrling |
| Dativ | dem guten Lehrling | einem guten Lehrling |
Der Nominativ-Der Werfall
Der Nominativ wird auch Werfall genannt, weil man in der Regel mit „wer oder was“ nach ihm fragen kann:
Die Lampe steht auf dem Tisch.
Wer oder was steht auf dem Tisch? die Lampe = Nominativ
Der Lehrer hilft den Schülern.
Wer oder was hilft den Schülern? der Lehrer = Nominativ
Ein Nomen (oder Pronomen) steht in den folgenden Fällen im Nominativ:
als Subjekt des Satzes
Die Lampe steht auf dem Tisch.
Franz half seinem Bruder.
Ich kannte ihn gut.
als Apposition (nähere Bestimmung) zu einem Nominativ
Die Lampe, ein altes Erbstück, steht auf dem Tisch.
Franz, der Nachbarjunge, half seinem Bruder.
als Prädikativ zum Subjekt (nach sein, werden, bleiben; vgl. Kopulaverben)
Sie war (die) Vorsitzende des Vereins.
Franz wird Lokomotivführer.
Der Hamburger bleibt das führende Produkt im Fastfoodmarkt.
als „absoluter“ Nominativ außerhalb eines Satzgefüges
Zu verkaufen: neues Motorrad
Sie trafen sich schon wieder am Bahnhof. Ein Zufall?
Stau wegen Baustelle
als Anrede (Anredenominativ)
Guten Tag, Frau Maier.
Lieber Patenonkel,
Irene, komm bitte hierher!
Wir laden dich, lieber Freund, herzlich zu unserem Jubiläumsfest ein.
Die Farbe steht dir, mein Bester, ausgezeichnet.
Wir danken Ihnen, Herr Krause, für Ihren Einsatz.
Der Akkusativ Der Wenfall
Der Akkusativ wird auch Wenfall genannt, weil man oft mit „wen oder was“ nach ihm fragen kann:
Ich gab dem Bettler einen Euro.
Wen oder was gab ich dem Bettler? einen Euro = Akkusativ
Sie liebte ihren Großvater sehr.
Wen oder was liebte sie sehr? ihren Großvater = Akkusativ
Ein Nomen (oder Pronomen) steht in den folgenden Fällen im Akkusativ:
als Akkusativobjekt zum Verb
Der Lehrer lobt die Schüler.
Ich gab dem Bettler einen Euro.
Sie liebte ihn sehr.
in der Konstruktion ,Akkusativ mit Infinitiv’
Er hörte den Adler schreien
Er lehrte seinen Sohn Klavier spielen.
Der Lehrer hieß den Schüler kommen.
als Prädikativ zum Objekt (nach nennen, schelten, schimpfen, schmähen, heißen)
Er nennt ihn seinen besten Freund.
Die Herzogin schalt den Baron einen Lügner.
Sein Stiefvater schimpft ihn einen arbeitsscheuen Taugenichts.
als Akkusativobjekt zu einem Adjektiv (vgl. Valenz des Adjektivs)
Der Wagen ist teuer, aber er ist seinen Preis wert.
Ich bin mir diesen Lärm nicht gewohnt.
als Adverbialbestimmung im Akkusativ (Adverbialakkusativ)**
Wir haben den ganzen Abend ferngesehen.
Ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit.
nach Präpositionen, die mit dem Akkusativ stehen
Sie spazierten durch den Park.
Sie bekam nur noch wenig Geld für den Wagen.
Er ist mit seinem Auto gegen einen Baum gefahren.
als Apposition (nähere Bestimmung) zu einem Akkusativ
Er hörte den Adler, den König der Vögel, schreien.
Sie liebte ihren Großvater, den alten General, sehr.
Der Redner begrüßte Herrn Brunner, den Vorsitzenden des Vereins.
Der Dativ-Der Wemfall
Der Dativ wird auch Wemfall genannt, weil man oft mit „wem“ (oder mit „welcher Sache“) nach ihm fragen kann:
Ich gab dem Bettler einen Euro.
Wem gab ich einen Euro? dem Bettler = Dativ
Der Lehrer hilft den Schülern.
Wem hilft der Lehrer? den Schülern = Dativ
Ein Nomen (oder Pronomen) steht in den folgenden Fällen im Dativ:
als Dativobjekt zum Verb
Ich gab dem Bettler einen Euro.
Der Lehrer hilft den Schülern bei den Aufgaben.
Dieses Buch gehört mir.
Dem Hemd fehlt ein Knopf.
als Dativobjekt zu einem Adjektiv (vgl. Valenz des Adjektivs)
Die Abwechslung ist den Kindern willkommen.
Wie lange wirst du mir noch böse sein?
Die Countrysängerin blieb ihrem Stil treu.
als freier Dativ (nicht direkt an ein anderes Wort gebundener Dativ)
Zugehörigkeitsdativ (Pertinenzdativ):
Die Mutter putzt dem Kind die Nase (= die Nase des Kindes).
Dativus Commodi/Incommodi (zu jemandes Vorteil/Nachteil):
Der Portier trägt dem Gast den Koffer zum Taxi (= für den Gast).
Er hat seiner Mutter die teure Vase zerbrochen.
Dativus ethicus (rein gefühlsmäßige Beteiligung an der Handlung, am Zustand, nur Personalpronomen 1. und 2. Person):
Komm mir bitte nicht zu spät!
Dativus Iudicantis (Dativ des Beurteilers)
Er fährt mir viel zu schnell.
nach Präpositionen, die mit dem Dativ stehen
Die Kinder spielen mit ihren Freunden.
Der Schlüssel liegt auf dem Tisch.
Er wohnt noch bei seinen Eltern.
als Apposition (nähere Bestimmung) bei einem Dativ
Das Fahrrad gehört Franz, dem Sohn der Nachbarn.
Ich habe den Film mit Rudolf, einem guten Freund, gesehen.
Die Direktorin klopfte Dr. Huber, ihrem Stellvertreter, auf die Schulter.
Der Wirt serviert einem Gast eine Suppe
Der Ingenieur zeigt einem Arbeiter einen Plan
Der Briefträger bringt einer Frau ein Päckchen
Der Chef diktiert einer Sekretärin einen Brief
Der Lehrer erklärt einem Schüler eine Regel
Der Genitiv Der Wesfall
Der Genitiv wird auch Wesfall genannt, weil man oft mit „wessen“ nach ihm fragen kann:
Er wurde des Mordes beschuldigt.
Wessen wurde er beschuldigt? des Mordes = Genitiv
Wir gedenken der Toten.
Wessen gedenken wir? der Toten = Genitiv
Ein Nomen (oder Pronomen) steht in den folgenden Fällen im Genitiv:
als Genitivobjekt zum Verb
Wir gedenken der Opfer des Krieges.
Ein Drittel der Abgeordneten enthielt sich der Stimme.
Die Ausführung der Tätigkeiten bedarf eines qualifizierten Fachwissens.
als Genitivobjekt zu einem Adjektiv (vgl. Valenz des Adjektivs)
Die Börsenmakler sind der Unsicherheit überdrüssig.
Ich bin mir keines Fehlers bewusst.
Sie haben sich unseres Vertrauens würdig erwiesen.
als Adverbialbestimmung im Genitiv (Adverbialgenitiv)
Eines Tages besuchte der Hase den Igel und schlug ihm eine Wette vor.
Die Preise sind unseres Erachtens zu hoch.
Sie mussten unverrichteter Dinge wieder abreisen.
als Attribut (Ergänzung) zu einem anderen Nomen
Er fährt den Wagen seines Bruders.
Dies ist eine Mitteilung des Büros für Öffentlichkeitsarbeit.
Wie hoch ist das Risiko eines terroristischen Anschlags?
nach Präpositionen, die mit dem Genitiv stehen
Sie lernten einander während des Karnevals kennen.
Statt eines Gewinnes wird ein Verlust von einer halben Million erwartet.
Rauchen ist innerhalb des Gebäudes nicht gestattet.
als Apposition (nähere Bestimmung) zu einem Genitiv
Er fährt den Wagen seines Schwagers, des Mannes seiner jüngsten Schwester.
Sie gedachten Herrn Liebermann, des verstorbenen Direktors der Firma.
